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20 Juni 2008

Zum Streit um Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung

Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wird teilweise recht negativ kritisiert, weil sie zu dem Ergebnis gelangte, dass sich rechtsextremistische Einstellungen in die gesellschaftliche Mitte vorgearbeitet haben.

Die Kritik an der Studie scheint indessen durch Befindlichkeiten motiviert, nicht mit rechtsextremistischen Einstellungen identifiziert werden zu wollen, denn daraus ergeben sich Mitverantwortlichkeiten eigener Art für die Konjunktur des Rechtsextremismus, die zur selbstkritischen Reflexion der politischen Mitte veranlassen würde. Dazu jedoch hat die Gesellschaft allen Grund, zumal viele Rechtsextremisten aus der unteren Mittelschicht stammen, also aus der "Mitte der Gesellschaft", also weder per Zeitmaschine aus der NS-Zeit noch vom Mond auf die Gesellschaft los sind.

Ausführlichere Stellungnahme später.

-markus rabanus- Initiative-Dialog.de

Nachstehend die Presseerklärung der Friedrich-Ebert-Stiftung:

„Ein Blick in die Mitte“
Ursachen rechtsextremer Einstellungen in Deutschland

Rechtsextremismus gedeiht auf dem Boden von Angst- und Ausgrenzungserfahrungen. Gleichzeitig zeigen sich weit verbreitete ausländerfeindliche Einstellungen sowie eine geringe Wertschätzung der Demokratie in der deutschen Bevölkerung.

Zu diesem Befund kommt die bundesweite Studie „Ein Blick in die Mitte. Zur Entstehung rechtsextremer und demokratischer Einstellungen“ unter der Leitung der Leipziger Wissenschaftler Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Die neue Studie schließt an die Repräsentativbefragung „Vom Rand zur Mitte“ (2006) an, indem sie eine qualitative Vertiefung der ersten Studie anhand der Leitfrage vornimmt, wie rechtsextremes Gedankengut in der heutigen Gesellschaft entsteht.

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick:

• Ausländerfeindliche Ressentiments werden mit besorgniserregender Selbstverständlichkeit geäußert, auch bei Personen, die in der ersten Studie nicht durch rechtsextreme
Äußerungen aufgefallen waren.

• Es wird ein hoher gesellschaftlicher Normierungsdruck empfunden; gleichzeitig werden Sanktionen gegenüber abweichendem Verhalten akzeptiert. Dadurch geraten insbesondere Migrantinnen und Migranten sowie Arbeitslose unter Anpassungsdruck und werden ausgegrenzt.

• Es herrscht ein großes Unverständnis über die Möglichkeiten zur Mitgestaltung in einer
Demokratie. Dies ist verbunden mit einer alarmierenden Geringschätzung des
demokratischen Systems. Demokratie wird weitgehend nur insofern akzeptiert, wie sie individuellen Wohlstand garantiert.

• Autoritäre Denkstrukturen und Gewalterfahrungen haben nach wie vor eine hohe
Bedeutung bei der Herausbildung rechtsextremer Einstellungen. Umgekehrt wirken
die Fähigkeit zur Empathie und die Erfahrung von Anerkennung als Schutz davor.

• Die große Bedeutung der nationalsozialistischen Vergangenheit in allen Generationen:
Eine Verweigerung der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit befördert rechtsextreme Einstellungen; eine sowohl inhaltliche als auch emotionale Auseinandersetzung hemmt rechtsextreme Einstellungen.

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